Veröffentlichungsdatum: 12.03.2024
Beate Sander, die als „Börsenoma“ bekannt wurde, und aus einem Startkapital von 300.000 Euro rund 2 Millionen Euro machte, war seine Mutter. Beate Sander bedachte neben Uwe Sander mehr als ein Dutzend Personen in ihrem Nachlass. Jeder sollte seine Wünsche erfüllen können, aber niemand so viel bekommen, dass er Gefahr laufe, träge zu werden.
Beate und Uwe Sander managen das Depot nach der Hoch-Tief-Mut-Strategie. Im heutigen Interview spricht Uwe Sander (www.sander1.de) über diese Investmentstrategie, über die aktuellen Höchststände der Indizes, und seine Sicht auf spannende Einzelaktien.
Herr Sander, können Sie Ihre Hoch-Tief-Mut-Strategie unseren Anlegern erklären?
Wer die Strategie in allen Facetten verstehen will, dem empfehle ich die Lektüre meines neuesten Buches im Finanzbuchverlag: „Mein Geld, mein Plan, mein Leben!“
Die Hoch-Tief-Mut-Strategie ist eine auf Langfristigkeit und Seriosität ausgerichtete Anlagestrategie, bei der antizyklische Elemente wie Teilverkäufen im Bullenmarkt und Zukäufe im Bärenmarkt wichtig sind. In schwierigen Phasen braucht man daher viel Selbstbewusstsein und Mut und im Bullenmarkt sollte man nicht übermütig werden.
Die großen Indizes eilen von Hoch zu Hoch. Währenddessen spiegelt die Wirtschaft – zumindest in Europa – ein ganz anderes Bild wider. Zudem scheinen die Zinssenkungsphantasien etwas voreilig gewesen. Wie erklären Sie sich diese Kombination?
An der Börse wird die Zukunft gehandelt und die sieht aus Börsensicht zumindest bei vielen global tätigen, profitablen großen Unternehmen gar nicht so schlecht aus.
Wenn man bedenkt, dass solche Unternehmen dank ihrer Preissetzungsmacht gestiegene Kosten meist problemlos weitergeben können, mache ich mal eine ganze simple Rechnung auf.
Der DAX stand Anfang 2022 bei ca. 16.000 Punkten. Sein langfristiges Durchschnittwachstum liegt bei ca. 8 % jährlich.
Vor diesem Hintergrund sollte er es in den nächsten Jahren locker über die 20.000 Punkte-Marke schaffen, aber keiner kann sagen, ob das schon in einem, zwei oder erste in mehreren Jahren so sein wird.
Als Langfristanleger, der schon 2001 mit dem Aktienhandel angefangen hat, weiß ich, wie stark und unaufhaltsam der langfristige Drang nach oben bei Indizes wie dem DAX, dem S&P 500 oder dem MSCI World ist.
Können die aktuellen Höchststände der Indizes überhaupt nachhaltig sein, oder sollten wir uns auf stärkere Korrekturen vorbereiten?
Bei vielen großen profitablen Unternehmen ist die Bewertung immer noch fair. Manche Aktien sind trotz langfristig funktionierendem Geschäftsmodell sogar ausgesprochen niedrig bewertet, z. B. einige Werte aus dem Finanzsektor und von Energieversorgern.
Gefahren für schärfere Korrekturen sehe ich vor allem bei einigen Technologie-Aktien sowie im Krypto-Bereich.
Wie hoch ist Ihre Investitionsquote?
2022 habe ich sie durch viele Zukäufe sukzessive auf fast 90 % erhöht und seit Ende 2023 durch Gewinnmitnahmen wieder verringert auf etwas unter 80 %.
Welche Reaktion der Aktienmärkte erwarten Sie, wenn der Moment der Zinssenkung bei FED und EZB tatsächlich Realität wird?
Die Reaktion für eine erste Zinssenkungen im Sommer und Herbst sind bereits eingepreist. Sollten sie ausbleiben, wird es vorübergehend wohl etwas ungemütlich an den Börsen werden.
Stichwort „Magnificent 7“: Gerade die großen 7 US-Tech-Aktien haben eine atemberaubende Rally hingelegt und sind für die außergewöhnliche Rally in Nasdaq und S&P500 hauptverantwortlich. Haben diese Aktien überhaupt noch Luft nach oben?
Wenn z. B. bei Nvidia Umsätze und Gewinne stärker steigen als der Kurs, ist immer noch Luft nach oben. Allerdings ist Nvidia immer noch hoch bewertet. Auch Amazon, Microsoft und – mit leichten Abstrichen – Alphabet überzeugen mich nach wie vor. Bei den anderen der „Magnificent 7“ sehe ich die gesamte Situation differenzierter und kritischer, vor allem bei Tesla.
Die Smallcaps hingegen wurden die letzten 1-2 Jahren stark abgestraft und sind inzwischen historisch günstig. Für wie wahrscheinlich halten Sie eine Aufholrally, und welchen Impuls würde es hierfür benötigen?
Smallcaps lieben niedrige Zinsen und einen konjunkturellen Aufschwung. Da beides zumindest in Deutschland derzeit nicht gegeben ist, bleibe ich hier immer noch zurückhaltend. Aber für künftige Zeiten beobachte ich auch Nebenwerte-Indizes wie den S-DAX, den SCALE-Index und den m:access der Börse München wieder genauer.
Anfang des Jahres haben Sie Teile Ihrer Nvidia- und Super Micro Computer-Anteile verkauft. Kam der Verkauf zu früh? Sehen Sie die beiden Aktien in einer Blase, oder können diese Firmen in ihre Bewertung hineinwachsen?
Nvidia ist bereits in die Bewertung hineingewachsen, aber dennoch kein Schnäppchen. Super Micro Computer ist ein starkes Rennpferd – auch in meinem Stall – und auch nach den Teilverkäufen. Ich verkaufe besonders stark performende Aktien meist behutsam. Schließlich will ich ein Gewinner-Depot und kein Verlierer-Depot!
In Ihrem Depot befinden sich unter anderem Tesla und Palo Alto Networks. Tesla verlor in den letzten Monaten 30% vom Hoch – Palo Alto verliert nach enttäuschenden Quartalszahlen an einem Tag 30%. Haben Sie die Korrektur gekauft?
Nein! Bei Tesla hatte ich in den Vorjahren mit zwei Teilverkäufen bereits mehr als das eingesetzte Kapital abgeschöpft. Inzwischen ist mir dieser Wert viel zu spekulativ und die Unternehmensführung suspekt.
Palo Alto hatte sich bei mir auch schon fast im Wert verdoppelt gehabt. Da war ein Teilverkauf für mich vorstellbar aber kein Zukauf.
Sie sind als Langfristinvestor bekannt – trotzdem die folgende Frage: Welchen Aktien trauen Sie noch ein starkes Jahr 2024 zu?
Fragen nach kurzfristigen Einschätzungen beantworte ich ungern. Mein Anlagehorizont besteht aus einem Zeitraum von mehreren Jahren – und setze ich vor allem auf Unternehmen, die langfristig profitabel und etabliert sind und dazu noch mit einem der für mich zentralen Megatrends (Klimawandel, technologischer Wandel, demografischer Wandel, Verteidigungsfähigkeit) in Verbindung stehen.
Wenn Sie sich für eine einzige Aktie entscheiden dürften, welche wäre diese und warum?
Wenn ich nur einen Depotwert haben dürfte, dann wäre es ein All-Country-World-ETF und wenn es nur eine Aktie sein dürfte, dann würde ich meinen größten Einzelwert behalten, der auch schon bei Beate an erster Stelle stand. Ein profitables und langfristig ausgerichtetes Unternehmen, das sich seriös mit den Veränderungen, die durch den Klimawandel hervorgerufen werden, befasst: Die Münchner Rückversicherung.
Herr Sander, vielen Dank für das Interview. Ich wünsche Ihnen sowohl beruflich als auch privat alles Gute!
Wer sich weiter über Uwe Sander und seine Investmentstrategie informieren will, wird auf seiner Homepage www.sander1.de und in seinem Buch „Mein Geld, mein Plan, mein Leben“ fündig.
Disclaimer
Alle Beiträge auf dieser Seite dienen ausschließlich zu Unterhaltungszwecken und sind keine Anlageberatung. Investitionen in Finanzprodukte haben Risiken, bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals. Bitte lies den vollständigen Risikohinweis.
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